Der Auszug aus Ägypten und das Selbstverständnis der Juden

Die Vorstellung darüber, wer dieses jüdische Volk Israel denn genau sei, ist für Juden direkt an die Erzählung um Mose und dem Auszug aus Ägypten verbunden. Die besondere Wichtigkeit dieses Textes zeigt sich beispielsweise daran, dass ein gläubiger Jude morgens und abends sich in einem Gebet zu dem einen Gott, der Israel aus Ägypten befreit hat, bekennt und eines der höchsten jüdischen Feste das Pessach-Fest ist, an dem ebenfalls dem Auszug aus Ägypten gedacht wird. In den ersten fünfzehn Kapiteln im Buch Exodus in der Bibel wird von folgenden Geschehnissen berichtet: Nachdem ein Pharao in Ägypten an die Macht kommt, der die Israeliten durch schwere Arbeit unterdrückt, kann sich ein Mann namens Mose für die Israeliten stark machen. Dieser Mann wurde als Baby von seiner israelitischen Mutter auf dem ägyptischen Fluss Nil ausgesetzt, nachdem der Pharao den Befehl gab, alle männlichen israelitischen Neugeborenen zu töten. Die Tochter des Pharaos findet das Baby, und es wächst in der Pharaofamilie auf. Mose muss schließlich seine Adoptionsfamilie verlassen, weil er einen Aufseher erschlägt, der selbst einen Israeliten tötete.

Außerhalb von Ägypten erhält Mose den Auftrag von Gott, das israelitische Volk aus Ägypten zu führen. Mose geht daraufhin zurück nach Ägypten und bittet den Pharao um die Freilassung aller Israeliten. Nachdem dieser verweigert, folgen insgesamt 10 Plagen, die den Herrscher dazu zwingen, nun doch alle Israeliten gehen zu lassen. Diese fliehen unter der Führung Mose in die Wüste. Der Pharao entscheidet sich um und lässt die Israeliten nun doch durch das ägyptische Militär verfolgen.

Gott teilt daraufhin ein Meer, das die Israeliten durchqueren müssen, um nicht dem ägyptischen Militär in die Arme zu laufen, doch sobald die Ägypter das Meer durchqueren, läuft das Wasser zurück, woraufhin die Soldaten sterben.

Diese Erzählung zeigt, dass der Gott des Buches Exodus ein unbedingter Partner des Volkes Israels ist. Die Ausgangssituation erscheint nämlich zunächst hoffnungslos: Ein sehr mächtiger Pharao unterdrückt ein Volk, das über viel zu wenig Macht und Mittel verfügt, um sich gegen den Herrscher aufzulehnen. Man kann sich dabei gut vorstellen, dass jemand, der sich in so einer Situation befindet, ziemlich hoffnungslos fühlen muss. Was könnte nun noch passieren, dass man irgendwie aus dieser Situation entfliehen kann? Dabei ist es ausgerechnet Mose, jemand, dessen eigentlicher Ursprung, denn er war ja ebenfalls Israelit, zunächst verheimlicht wird, der, nachdem er selbst um sein Leben bangen musste und daher aus Ägypten floh, den göttlichen Auftrag erhält, das Volk Israel zu retten. Aus dieser Überlegung ergibt sich, dass dieser eine Gott das Volk Israel als sein Volk auserwählt hat. Als dann der Pharao sich weigert das Volk gehen zu lassen, zeigt Gott all seine Macht. Er ist so mächtig, dass es sogar ein Pharao mit der Angst zu tun bekommt. Selbst nachdem die Situation der Israeliten zum zweiten Mal ausweglos erscheint, nämlich, nachdem das ägyptische Militär das Volk Israel in der Wüste verfolgt, ist es Gott, der die Fliehenden vor dem sicheren Tod rettet. Die Erzählung um den Auszug aus Ägypten zeigt damit Juden, dass sie Teil des auserwählten Volk Israel sind, das von einem mächtigen Gott unbedingt geschützt und geliebt wird. Darüber hinaus wird von einem Gott berichtet, der aus einer ausweglosen Situation befreien kann.

Quellen: